Am 14.1.23 war ich in Lützerath und überwältigt. Der Zustrom der Menschen Richtung Keyenberg und dann auf die Wiesen nahm gefühlt kein Ende. Was wäre, wenn diese Menge Richtung Lützerath gehen und sich der Räumung entgegenstellen würde? Wir würden es schaffen.
Das ist aber nicht passiert, denn die Sorge vor Repression ist berechtigt. Erfahrungsberichte aus dem Ort und von den Menschen, die die ausgewiesenen Flächen verlassen haben, lassen wenig zweifeln.
Der Status Quo demonstriert so deutlich seine Vormachtstellung. Aber da ist noch mehr, etwas Beunruhigendes. Im Fazit des Berichts der Demo-Sanitäter steht: „Besonders fassungslos macht uns als Mediziner*innen die gezielte Gewaltanwendung auf Kopf und Gesicht, die wir so häufig behandeln mussten. Insbesondere da diese Patient*innen häufig keinerlei andere Verletzungen etwa an den Extremitäten aufwiesen, erscheint uns dies als systematisch. Es braucht keine medizinische Expertise, um zu erkennen, dass Kopf- und Gesichtsverletzungen unter Umständen dramatische Folgen für das weitere Leben der Betroffenen haben können und somit absolut unverhältnismäßig sind.“
Was Jesus damals verstanden hat, gilt heute leider immer noch. Gegenwehr ist in letzter Konsequenz unmöglich, denn sie würde den Protest an sich delegitimieren. Was mutige Menschen mit Gerechtigkeitsstreben damals und heute erleben, macht mich traurig.
Ich aber sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch jemand Böses antut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin.
Matthäus 5,39 (Neue evangelische Übersetzung)
Martina